SEDIMENTE I+II

oder: DIE BOHNENSUPPE / Corona-Traumeskapaden 2020/2021 

mit dem Moabiter Theaterspektakel, Stadtschloss Moabit
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Konzeption, Regie: Luzia Schelling / Ausstattung: Regine Standfuss

von mit: Cornelia Ambs, Christina Bäcker, Joachim Dörrfeld, Dagmar Eichner-Jentsch, Winfried Folz, Wolfgang Görgens, Friederike Hartmann-Hornberger, Johanna Haunschild, Marina Hübner, Gundula Lukas, Lisa Mair, Rahul Sahu
Was hat die Pandemie mit uns gemacht? Darüber wird viel geredet, geschrieben und gestritten. Das Moabiter Theaterspektakel wählt einen eigenen Weg, um sich mit dieser Krise zu befassen: Seit 2020 hat das Ensemble in zwei Etappen Träume dokumentiert, in denen die Auswirkungen der Pandemie zum Ausdruck kommen. Denn die Szenen, die wir nachts im Schlaf durchleben, bringen ungefiltert zum Ausdruck, wie verstörend, verunsichernd und absurd die veränderte Situation auf uns wirkt.
Kann man sich in einen Fisch verwandeln, um den Aerosolen zu entkommen? Ist die Erde eine Kartoffel, und gelingt die Flucht aufs offene Meer, wenn kein anderer Ausweg mehr bleibt? Was tun, wenn die Fußgängerampeln auf einmal das tägliche Kontaktkontingent regulieren? Was bestellt man eigentlich in einem Marienkäferrestaurant, und warum ist das Theater voll mit unsichtbaren Ärzten? Taugt das Virus zum Tyrannenmord? Was tun, wenn die Möbel im Home-Office tagsüber ihre Ruhe haben wollen? Wie rette ich eine Katze aus der Zwangsquarantäne im Gesundheitsamt, wenn ich den Ausgang nicht finde? Warum haben die großen Vögel ausgerechnet Franz entführt, und was um Himmels Willen mache ich, wenn ein Lieferengpass dazu führt, dass die Farbe Blau nicht mehr für alle reicht?
Die Eigenproduktion SEDIMENTE I+II verarbeitet die unbewussten „Ablagerungen“ der individuellen Pandemie-Erfahrung im Schlaf zu einem zweiteiligen Theaterabend: Zutiefst persönliche Szenen, die aus den protokollierten Träumen der Ensemblemitglieder in den Jahren 2020 (Teil I) und 2022 (Teil II) entstanden sind.
Während in den Traum-Szenen aus den ersten Monaten der Pandemie (SEDIMENTE I) Verunsicherung, Schrecken und Verwunderung im Vordergrund stehen, dominieren in den aktuelleren Sequenzen nach der Pause (SEDIMENTE II) Überdruss und Erschöpfung, Ärger, Sorge, Lebenshunger und die Sehnsucht nach Veränderung.
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“Geträumt wird in der Regie von Luzia Schelling in schwarz/weiß,…und wer sich den Pandemie-Auswirkungen zu lange ausgesetzt fühlt, kann unter hängenden Objekten Träume tanken, Rollen wechseln oder einfach duschen. Der Kreativität des Moabiter Theaterspektakels sind keine Grenzen gesetzt… 24 gelungene Szenen, die die Tragik, Absurdität, Panik und Komik zu Tage bringen, die das Virus ablagert. Im eindrucksvollen Bühnenbild von Regine Standfuß bewegt sich das Ensemble, oft verunsichert, manchmal verzweifelt, immer authentisch.”

Rheinpfalz, 28.03.2022, E. Korelus-Bruder, “Unbegrenzt kreativ”